Löwenjäger - Förderverein Derental,im Solling am Rand des Weserberglandes

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Löwenjäger

Die  (Derentaler)Löwenjäger
(Die ganze Geschichte inkl. Bildern hier zum Download)

"Die Derentaler Löwenjagd (Version von Karl Beckmann senior)
 
Es war im Jahre 1902, so um die zweite Hälfte im Winter. Da haben die Derentaler im Schnee eine große seltsame Spur gefunden. So eine Art Fährte. Aber so große Pfoten hat das Tier und so lange Schritte hat es gemacht. Nachts kam das Untier auch ins Dorf herein und bei dem alten Bauern Heinrich Mund, da haben die Schafe gelammt und er hat die Nachgeburt in der Miste vergraben. Die hat das Tier sich dann ausgegraben und aufgefressen. Sonst lief es aber nur in einem großen Umkreis ums Dorf herum. Keiner wusste, was das für ein Untier ist. Für einen Hund, wie man ihn früher im Dorfe kannte, war das Untier viel zu groß. Und es machte auch viel zu lange Schritte. Was kann das bloß sein? Die Leute waren ganz aufgeregt. Wenn die Frauen abends mit ihren Spinnrädern in die Spinnstuben gehen wollten, um ein wenig zu spinnen und um sich was zu erzählen und um gemütlich Kaffee zu trinken, dann mussten die Mannsleute sie immer begleiten. Die nahmen sich dann so einen dicken großen Eichenstock mit, damit sie auch etwas in den Händen hatten, wenn das Untier auf sie losging.  
Der Ortsvorsteher hatte die Fährte von einem Fachmann untersuchen lassen, und der meinte, es wäre ein Tier aus dem Stammbaum der Katzen. Zu allem Unglück schrieb dann auch noch die Zeitung, dass aus einem Zirkus, der in der Nähe im Winterquartier gelegen hatte, ein Löwe ausgebrochen war. Und der war entlaufen und sie haben ihn noch nicht wieder einfangen können. Nun war es natürlich für jeden klar: Das muss der Löwe sein, der hier sein Unwesen treibt. Wenn nun jemand das Tier sah, dann rief er: Der Löwe ist da, der Löwe ist da! Die Nachbarn liefen dann alle zu ihm hin, und wenn sie dort ankamen, war der Löwe natürlich schon wieder weitergelaufen.
Es war ein Bauer, der mit seinem Pferdegespann über die Löwenspur, die um das Dorf ging, zum Himpenkamp fahren wollte. Da wurden die Pferde ganz aufgeregt und fingen zu scharren und zu scheuen an. Da sagte jeder, das geht nicht mit rechten Dingen zu. Der Nachtwächter, der hatte einen gefährlich scharfen Wachhund. Der hetzte ihn einmal hinter dem Löwen her, aber der Löwe nahm keine Notiz von dem Hund. Als der Hund zum Löwen gelaufen war, zog er seinen Schwanz ein und kam winselnd zurück.
Als es nun Frühling wurde, fingen die Bauern vermehrt an, mit ihren Wagen und Gespannen nach draußen zu fahren. Da fuhr so ein junger Bauer seinen Stallmist zum Himpenkamp. Und weil der Wagen nun so schmierig war, setzte er sich auf dem Nachhauseweg auf den Handgaul, das ist das linke Pferd von einem Gespann. Und da hatte er nun auch wirklich Zeit, die Gegend zu beobachten. Da sah er auf dem Dickertsberg so viele Leute rumlaufen. Er dachte: „So viele Leute? Ach, das sind wohl die
Kinder, die wollen wohl Moos suchen für die Osternester. Aber es ist es doch ein wenig zu früh dafür“. Als er sie weiter beobachtete, da fingen sie an zu winken. Und als er nun ins  
Dorf kam, da kamen sie ihm entgegengelaufen. „Hast du den Löwen nicht gesehen? Er ist doch ganz dicht hinter deinem Wagen über den Weg gelaufen?“
Dann war da auch noch der August Grebe. Er war mal Soldat gewesen und damals noch so viel jünger und konnte auch ganz gut schießen. Er hatte von seinem Vater noch so einen alten Vorderlader bekommen, aus dem Krieg 1870/71. Und er wusste auch immer, wo der Löwe seine Fährte hatte. Er kam immer an dieselbe Stelle gelaufen. Er setzte sich hinter Schraders Busch an und wollte ihn dann endlich erlegen. Er hatte doch ein wenig Herzklopfen, als er da so saß. Aber es dauerte nicht lange, da kam der Löwe tatsächlich angelaufen. Er nahm sich ein Herz, zielte gut und hat ihn erschossen. Da wurde der Löwe ins Dorf getragen und vom Tierarzt und den Leuten untersucht. Und sie stellten fest, es war kein Löwe, es war ein großer Bernhardinerhund. Die Leute freuten sich, dass dieser Spuk nun endlich vorbei war, aber noch heute sprechen alle von der Derentaler Löwenjagd. Der Lehrer Timmermann, der damals lange Jahre in Derental tätig war, hat dann noch ein Lied darüber gedichtet, was heute noch von vielen gesungen wird.

Im Vergleich zur Geschichte aus der Ortschronik Derental (vgl. Derentaler Bilderbogen 2022, S.7f) unterscheidet diese sich sowohl vom Ort als auch vom Datum. Beide Geschichten verdeutlichen, dass die Löwenjagd im Winter 1902/03 stattgefunden hat, aber nach der Beckmannschen Erzählung erst am Ende des Winters. Danach jährt sich die Löwenjagd in diesem Jahr zum 120. Mal. Außerdem wird mit Schraders Busch ein anderer Ort des Geschehens genannt. Welche der beiden Versionen die richtige ist, wird man wohl nicht mehr klären können. Wichtig ist, dass die Löwenjagd Derental wesentlich geprägt hat, egal ob sie ein paar Monate früher oder später bzw. nördlich oder eher westlich des Ortes stattgefunden hat.

Zur Erinnerung an die Löwenjagd hat die Montagsgruppe an Schraders Busch in diesem Jahr eine Hütte gebaut und plant die Errichtung eines Gedenksteins. Sie schenken der Version von Karl Beckmann etwas mehr Glauben.




Das Lied der Löwenjäger
(Hymne der Derentaler)

Das Löwenjägerlied können Sie hier herunterladen.


(Melodie: Kaiserjäger-Marsch)
1. Es wird aus alten Zeiten, gar mancherlei erzählt,
wie da die Mär von uns berichtet, ist wert, dass man’s behält.
Doch spotte niemand über uns, er möge hüten sich.
Denn wir sind die Löwenjäger vom Derentaler Berg.

2. Zum Jagen war man angetreten, geladen war’s Gewehr,
doch schwerer noch geladen war das gesamte Heer.
Die Jäger und die Treiber riefen im Übermut.
Ja, wir sind die Löwenjäger vom Derentaler Berg.

3. Man jagt bergauf und wieder runter, doch wurde nichts erlegt;
die Jäger und die Treiber wurden ganz aufgeregt.
Da fiel ein Schuss, den Leu traf’s Blei, hell klang der Freudenschrei;
Ja, wir sind die Löwenjäger vom Derentaler Berg.

4. Unser August schoss ihn von hinten, er zielte wirklich gut,
mit seiner Vogelflinten, hell spritzt des Löwen Blut.
Stolz blickte August in die Rund, und leise ging’s von Mund zu Mund;
Ja, wir sind die Löwenjäger vom Derentaler Berg.

5. Das Untier ward bestaunet, von allen groß und klein,
man war darüber sich einig, das kann kein Löwe sein.
Das Untier war so groß und bunt, es war ein Bernhardinerhund.
Doch wir bleib’n die Löwenjäger vom Derentaler Berg




Das Derentaler Wappen wurde, in Anlehnung an die Derentaler "Löwenjagd" im Winter 1902/03, entworfen.
An der Kirche 11
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